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Mein Plattenschrank: Ogazón

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In Luxemburg geboren, in Amsterdam studiert und mittlerweile in Berlin zu Hause – Ogazón hat eine Reise hinter sich, die ebenso vielseitig ist wie ihr Sound. Von Jazz-Konzerten über Afterhour-Partys bis hin zur unvermeidlichen Berliner Clubszene hat sie Inspiration an den unterschiedlichsten Orten gesammelt. Als Vinyl-Only-DJ mit einer Residency im Breakfast Club und vielen Auftritten im Berghain ist sie zweifellos eine wahre Diggerin.

Lange Tracks, dichtes Layering, ein ausgeprägtes Gespür für Intensität und Kontraste, gepaart mit ihrer ansteckenden positiven Energie – das sind nur einige der Elemente, die Ogazóns Stil ausmachen. Ihr natürliches Habitat mag am ehesten die Panorama Bar sein, doch ihr musikalisches Spektrum reicht weit über sie hinaus. Ihr kommt es auch darauf, ihren musikalischen Horizont ständig zu erweitern. So spielt sie auf dem Awakenings-Ableger Upclose am kommenden Wochenende zum ersten Mal ein b2b mit Adiel aus Rom.

GROOVE-Autor Jacob Hession hat sich mit Ogazón verabredet, um über prägende Platten aus ihrem Archiv zu sprechen. Dabei vollzog sie nach, welche musikalischen Einflüsse sie im Laufe der Jahre geprägt haben. Was macht Ogazón aus? Und welche Platte legt sie in ganz besonderen Momenten auf?

James Blake – Overgrown (Universal Republic)

Ogazón: James Blake ist nicht mehr so meine Musik, aber damals, mit 16, auf meinem ersten Festival in Amsterdam, hat er eine Liveshow gespielt.

GROOVE: Wie war das?

Die Kombination aus elektronischer Musik mit Instrumenten und Vocals habe ich dort zum ersten Mal gehört. Das war für mich etwas ganz Neues und hat mir die Augen geöffnet. Nach dem Festival bin ich das erste Mal gezielt in einen Plattenladen gegangen. Das Album habe ich eigentlich nur wegen eines Tracks gekauft: „I Never Learned to Share”. Der fängt nur mit Vocals an, später kommen immer mehr Elemente dazu. Ich habe die ganze A-, B-, C- und D-Seite durchgehört, aber der Track war nicht drauf. Ich dachte: Scheiße, ich habe die falsche Platte gekauft! Jedenfalls habe ich das Album seit Jahren nicht mehr gehört und gerade extra für die GROOVE wieder rausgesucht. Natürlich ist genau dasselbe passiert wie damals: Ich habe mir alle Tracks angehört und merkte: Da fehlt doch dieser eine Track!

BadBadNotGood – III (Innovative Leisure)

Musik hat mich echt schon immer interessiert. Früher hatte ich einen Walkman, dann einen iPod shuffle – teilweise habe ich bis 5 Uhr früh in meinem Zimmer Musik gehört. Mit 13 habe ich zu Weihnachten einen Plattenspieler bekommen, daraufhin habe ich planlos die Flohmärkte abgegrast und mir Platten von The Doors, Jimi Hendrix und so weiter gekauft.

Die Klassiker.

Genau. Später war ich viel auf Konzerten. So bin ich auf diese Platte gestoßen – sie kommt von einer kanadischen Band, die einen Fusion-Mix aus Jazz, Hip-Hop, ein bisschen Impro, aber auch Percussive spielt. Ich habe mir die Platte super oft angehört und BadBadNotGood später mal in Berlin gesehen. Für mich symbolisiert die Musik eine Zeit, in der ich oft alleine auf Konzerte ging. Das war damals ein wenig mein Ding.

Gehst du noch oft auf Konzerte?

Leider nicht mehr so oft. Das hängt auch damit zusammen, dass ich selbst so viel unterwegs bin. Aber immer, wenn ich es doch mal auf ein Konzert schaffe, kommt die alte Nathalie durch, die unbedingt eine Platte kaufen muss. Das letzte Konzert, auf dem ich war, war von Nils Frahm im Sydney Opera House. Ein Highlight auf meinem Australien-Trip!

peak:shift – South Exit (Nurture)

Meine erste Platte, die ich auf Discogs bestellt habe. Das ist Dub Techno. Überhaupt habe ich anfangs fast nur Dub-Platten gekauft. Sie sind der Kern meiner Sammlung und haben einen ganz speziellen Platz in meinem Plattenschrank.

Spielt Dub immer noch eine Rolle in deinen Sets?

Ich versuche, wieder mehr Dub in meinen Sets zu packen, weil ich merke, dass das eine krasse Zeitlosigkeit reinbringt. Und: Ich bin happy, dass ich damals mit solchen Platten angefangen habe und nicht mit etwas super Cheesigem.

Pépé Bradock – Deep Burnt (Atavisme)

Diese Platte war mein Türöffner in Sachen House. Das erste Mal, als ich sie gehört habe, war ich in Tokio. Auf einer Afterparty, super strange, sehr random.

Wieso?

Wir waren aus und haben jemanden kennengelernt, der uns zu einer Metro-Station unter einer Brücke mitgenommen hat. Dort war eine kleine Tür. Wir sind da rein, und plötzlich standen wir in einem kleinen Listening-Bar-Club. Dort habe ich diesen Track zum ersten Mal gehört. Klar: Der ist kein großes Geheimnis und super bekannt, aber mich hat er dazu gebracht, mich mehr mit House zu beschäftigen.

Wie meinst du das?

Viele dieser Tracks haben eine krasse Progression. Das merkt man, glaube ich, auch an meinem Stil als DJ. Dass ich Tracks länger laufen lasse und immer noch was hinzufüge. Aber „Deep Burnt” von Pepe Bradock spiele ich fast nie, nur zu ganz besonderen Gelegenheiten. Zum Beispiel einem Panorama-Bar-Closing.

Ryan Elliott – Panorama Bar 06 Part I (Ostgut Ton)

Für mich das beste je aufgenommene Set. Ich kenne es auswendig. Es ist auf Ostgut Ton erschienen. Dem Label habe ich sogar ein ganzes Abteil in meinem Plattenschrank gewidmet. Dahinter steckt eine schöne Story: Als ich in Amsterdam gelebt habe, bin ich immer wieder nach Berlin gefahren und ins Berghain gegangen. Und immer wenn ich im Berghain war, hab ich mir anschließend eine Ostgut-Platte gekauft. Diese Compilation habe ich aber dummerweise im Flixbus vergessen. Ich war so traurig, dass ich am nächsten Wochenende sofort wieder nach Berlin musste.

Welche Bedeutung hat diese Platte für dich?

Obwohl der Mix eher im unteren BPM-Bereich liegt, hat er eine unglaubliche Energie. Ich mag aber auch die einzelnen Tracks und spiele sie ziemlich oft. Außerdem ist diese Platte so etwas wie ein Full-Circle-Moment, weil ich inzwischen häufig mit Ryan [Elliott, d.Red.] zusammen spiele. Wenn ich mit ihm spiele, packe ich meinen Koffer, als würde ich alleine auftreten. Das mache ich bei niemandem sonst. I play my shit, he plays his shit, und ich weiß, dass es einfach nur gut wird.

Graylock – CTM Steve Rachmad Longcut (EC Records)

Ich teile hier gerade meine Secret Weapon. Also: Wirklich! Für mich ist das nämlich ein perfekter Track. Er dauert fast 14 Minuten, und anfangs passiert nicht viel, aber es kommen immer neue Elemente und eine krasse Bassline rein – und in diesem Mix sogar ein Pad.

Wie war es, als du diesen Track das erste Mal im Club gespielt hast?

Das war während eines Sets im Berghain. Ich hatte ein bisschen Angst, weil 14 Minuten schon lang sind! Wenn ich Techno spiele, lege ich normalerweise viel mehr Platten auf als während meiner House-Sets. Der Track hat aber eine spezielle Wärme – wenn man  sich darauf einlässt, ist er so schön! Er triggert bei mir jedenfalls wunderbare Emotionen, und das ist eigentlich das Allerwichtigste. Ob ich eine Platte kaufe oder nicht, hängt immer davon ab.

Round Two – New Day (Dub) (Mainstreet Records)

Witzigerweise habe ich die Platte dreimal. Als ich sie das erste Mal gekauft habe, dachte ich mir: Die ist viel zu grainy, die kann ich nicht spielen. Aber der Track poppt sogar digital. Dann habe ich von einem Freund aus Amsterdam eine neue Version bekommen. Und letztens kam die Platte nochmal raus, weil alle Sachen von Main Street Records wiederveröffentlicht wurden. Da dachte ich mir: Jetzt hole ich mir eine frische Kopie, als Collectors-Edition.

Soul Capsule – Overcome / Lady Science (NYC Sunrise) / Lady Science Tek Mix (Trelik Records)

Auch eine Dub-Platte und für mich das perfekte Bild von Zeitlosigkeit. Sie repräsentiert für mich jedenfalls die Afterhour-Kultur in Amsterdam, die meiner Karriere geholfen hat, weil ich anfangs fast nur auf Afterpartys gespielt habe. Diese Platte war immer mit dabei. Das Witzige ist, dass „Overcome” auf der einen Seite super quirky und upbeat ist, während die andere Seite total deep ist. Und, genau, das ist so eine Platte, die eine ganze Ära meines Lebens symbolisiert. Deshalb wollte ich sie unbedingt mit reinnehmen – sie ist einfach so ein wichtiger Meilenstein für mich.

Ogazón spielt am 18. Mai ein b2b mit Adiel auf dem Awakenings Upclose.

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